Isabelle von Looz berichtet über ihr freiwilliges soziales Jahr
in Oswiecim (Auschwitz).
Die kfd-St. Regina hatte in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten Michaela Lenz am vergangenen Donnerstag Isabelle von Looz eingeladen, um über ihr soziales Jahr in Oswiecim, zu Deutsch Auschwitz zu berichten.
Begonnen hat alles mit einem Schulausflug der Realschule St. Martin aus Sendenhorst nach Oswiecim an dem Isabelle von Looz 2002 teilnahm. Tief beeindruckt von dem Gesehenen und Erlebten während dieser Fahrt reifte in der damals 15-Jährigen der Wunsch, noch einmal dort hin zu reisen. Nachdem der Schulabschluss geschafft war, folgten das Fachabitur und eine Berufsausbildung. Nach der Berufsausbildung stand für Isabelle von Looz fest, dass ihre berufliche Zukunft mehr im sozialen Bereich liegt. Zwischenzeitlich hatte sich die junge Drensteinfurterin intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus und den Verbrechen in den KZs auseinandergesetzt. Isabelle von Looz beschloss, sich für ein freiwilliges soziales Jahr in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim / Auschwitz zu bewerben. Die Idee der Internationalen Begegnungsstätte beinhaltet: Ein Ort der Begegnung von Leuten unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Konfessionen, pädagogische Begleitung und Betreuung, Plattform der Verarbeitung, deutsch-polnische Zusammenführung und ein Zeichen setzen für die Versöhnung.
Niemand, der diese lebhafte Jugendliche kannte, glaubte ernsthaft daran, dass sie es ernst mit ihrer Bewerbung meinen würde. Am vergangenen Donnerstag berichtete Isabelle von Looz fesselnd und eindrucksvoll von ihrem Einsatz in Polen. Schon mit der Bewerbung waren einige Hürden zu nehmen. Ein langer Fragebogen musste ausgefüllt werden, Referenzschreiben von Freunden, Familie und ihrem ehemaligen Vorgesetzten konnte Isabelle ihrer Bewerbung hinzufügen. Nach spannungsgeladenem Warten kam dann die Einladung zu einem dreitägigen Auswahlseminar nach Berlin. Mit ihrer natürlichen und offenen Art überzeugte Isabelle von Looz bei diesem Auswahlseminar und erhielt die „Fahrkarte“ nach Polen. Zuvor war jedoch noch ein zehntägiges Vorbereitungsseminar zu absolvieren. In Hirschlucht bei Berlin trafen 140 Freiwillige aus 13 verschiedenen Ländern zu Workshops, Kontakte knüpfen und Länderkunde zusammen. Hier war Isabelle von Looz zum ersten Mal entmutigt und es plagte sie Heimweh. Sie kämpfte dagegen an und saß nach dem Vorbereitungsseminar im Zug nach Polen und bereute es nicht. In Piekary bei Krakau folgten nun noch einmal fünf Orientierungstage. Hier standen ein Polnisch Sprachkurs, Kultur und Geschichte auf dem Programm. Bei der Unterbringung in einem zehner Zimmer lernte sich die Gruppe etwas näher kennen, bis es nach Oswiecim ging. Die Herzlichkeit ihrer dortigen Vermieterin und Gastmutter war beeindruckend und frei von jeglichen politischen Diskussionen. Isabelle von Looz hat sich dort sehr wohl gefühlt und berichtete von einem liebenswerten und schönen Polen.
Die Aufgabe von Isabelle von Looz in der Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz war es, Besuchergruppen aus aller Welt zu betreuen. Besonders aus Deutschland und Israel kamen Gäste, um das Lager zu besichtigen, sich mit Zeitzeugen zu unterhalten und in Workshops ihre Eindrücke aufzuarbeiten. Ein Schlüsselerlebnis für die Drensteinfurterin war die Begegnung mit der Zeitzeugin Halina Birenbaum, der Autorin des Buches „Die Hoffnung stirbt zu letzt“. Auch die türkischenstämmigen Stadtteilmütter aus Berlin hinterließen einen bleibenden Eindruck. Auf die Frage, ob dieses Jahr in Auschwitz ihr Leben verändert habe, antwortete Isabelle: „Es ändert sich eigentlich alles. Ich bin sensibler geworden. Bei Themen wie Vorurteile und Ausgrenzung suche ich mehr und mehr die Diskussion.“
Dieser Vortrag wurde begleitet von einer Powerpointpräsentation „Auschwitz 1940 – 1945“ und einer beeindruckenden Bilderreihe „Auschwitz heute“.
Das Polen nicht nur aus „Auschwitz“ besteht, zeigte Isabelle von Looz ein liebenswertes und schönes Reiseland Polen zum Schluss. 40 Besucherinnen und Besucher hatten sich an diesem Abend in der Alten Post eingefunden. Der Eintritt war frei, die Besucher spendeten jedoch freiwillig, so dass ein Betrag von insgesamt 150 € an die Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste überwiesen werden konnte.